Der Mond von Wanne-Eickel

(Un clair de lune à Maubeuge) / deutscher Text: Ernst Bader


Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel,
die ganze Luft ist erfüllt von ew’gem Mai (hmmm).
Und jede Nacht am Kanal von Wanne-Eickel
ist voller Duft wie die Nächte von Hawaii.


Ich kenn’ die ganze Welt von Rio bis Port Said,

ich war zu Gast im Zelt beim Ölscheich von Kuwait.

Ich kenn’ die Cote d’Azur, die Rosen von Athen,

Mallorca, wo am Kai Germanen Schlange steh’n.

Und jeder staunt ganz ungemein,

doch ich sag’ nein, nein, nein, nein, nein -

ich sage nein!


Nichts ist so schön....


Frau Adelgunde Schmidt, die schwärmte jedes Jahr,
wenn sie aus Spanien kam, wie schön der Mondschein war.
Denn sie hat nachts am Strand bei Vollmond noch entdeckt,
dass jeder Kuss direkt nach Tarragona schmeckt.

Und jeder staunt ganz ungemein,
doch ich sag’ nein, nein, nein, nein, nein -

ich sage nein!


Nichts ist so schön...

Friedel Hensch und die Cyprys

Original-Plattencover von 1962

Wie das Wahrzeichen von Wanne-Eickel entstand...

Man schreibt das Jahr 1962. Den Deutschen geht es wieder gut, und so schwärmen sie im Urlaub aus in Richtung Süden: Ob Capri, Malaga oder Mallorca - die vom Fernweh gepackten Germanen frönen begeistert ihrer Reiselust.


Genau der richtige Zeitpunkt, einen satirischen Blick in die Heimat zu werfen, denken sich „Friedel Hensch und die Cyprys“, eine damals schon recht bekannte Combo. Und adaptieren das französische Chanson „Un clair de lune à Maubeuge“ von Pierre Perrin und Claude Blondy, in dem es recht ironisch darum geht, den Urlaub nicht in exotischen Ländern zu verbringen, sondern lieber zuhause in Maubeuge. Für die deutsche Version wurde nun ein passendes Pendant zu dieser nordfranzösischen Industriestadt gesucht. Einen ähnlichen Ruf als denkbar unpassenden Urlaubsort sollte der deutsche Kandidat haben. Also kam das Ruhrgebiet schnell in die engere Auswahl. Aber dass der Schlager im Tango-Rhythmus dann ausgerechnet Wanne-Eickel „erwischte“, hatte laut Friedel Hensch vor allem phonetische Gründe: Der Name klang einfach gut...

Sonderausgabe der Stadt

Wanne-Eickel (1969)

MP3 abspielen mit Pfeiltaste

Die Platte wurde ein Hit – und ein echter Ohrwurm. Aber In der besungenen Stadt, bald in ganz Deutschland ein Begriff, war man zunächst gar nicht begeistert über den „Spottgesang”. Im Laufe der Jahre entwickelten die Wanne-Eickeler jedoch immer mehr Sympathie für „ihren” Mond-Schlager. Ende der Sechziger Jahre legte das Presseamt sogar eine Sonderedition des Kult-Schlagers auf: Als Präsent der Stadt an ihre wichtigen Gäste überreicht und mit Texten des Wanne-Eickeler Dichters Fred Endrikat auf der Rück-

seite (gesprochen vom ebenfalls aus Wanne-Eickel stammenden Schauspieler Ernst Schröder) war die Schallplatte auf jeden Fall ein originelleres Souvenir als der herkömmliche Bierseidel mit Stadtwappen.


Und so wurde aus einem französischen Chanson das Wahrzeichen, das für viele Wanne-Eickeler das „einzig wahre” ist:
Der Mond von Wanne-Eickel“. Zum Mitsingen finden Sie hier den Original-Text und darunter eine MP3-Tondatei: